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Chabris |
Ich frage ihn nach seinem Namen und ob er öfters hier rumhängt und Tourist Guide spielt. Es ist offensichtlich dass er hier arbeitet und Provisionen von den Shopkeepern und Rikshawfahrern kassiert. Er spricht fließend Englisch und macht einen sehr smarten Eindruck. Er erzählt mir er heißt Chabris, sein Papa ist Rikshawfahrer und seine Mutter daheim mit seinen drei Geschwistern. Er kann weder lesen noch schreiben, und seine Mutter schickt ihn wohl schon seit Jahren auf die Straße zum Arbeiten. Von Papas kleinem Einkommen und dem was Chabris so nach Hause bringt, kann die 6köpfige Familie wahrscheinlich gerade so überleben. Da sich gerade in diesem Moment meine Sandale auflöst, frage ich ihn, ob er mich zu einem Schuster in der Nähe bringen kann. Er strahlt mich an, klar, kann er, sagt er und fragt mich, ob ich derweilen seine Sandalen anziehen möchte. Nein, das möchte ich nicht, sage ich und flicke provisorisch meine Sandale wieder zusammen. Chabris bringt mich zu einem Mann, der wohl sein Großvater sein könnte. Mit ein paar gekonnten Handgriffen repariert er in weniger als zwei Minuten meinen Schuh. Was ich ihm schuldig bin, frage ich. Er sagt, was immer ich ihm geben möchte. Ich bin tief gerührt von diesen Begegnungen.
Noch ganz in Gedanken schlendere ich zum Rikshaw-Stand. Ich beschließe, den Botanischen Garten zu besuchen. Ich liebe Bangalore's Gärten! Mitten in der Stadt, so still und friedlich, ein perfekter Zufluchtsort wenn einem das Gewusel der Stadt zuviel wird. Ich schiebe mir noch schnell eine Laddu in den Mund, weil mein Magen knurrt. Ein paar Kinder kommen auf mich zugerannt, schütteln mir die Hand und laufen kichernd zurück zu ihren Müttern, mit denen ich dann auch gleich ins Gespräch komme.
Danach erklimme ich den Granithügel am anderen Ende des Gartens, von wo aus man eine fantastische Aussicht auf die Skyline von Bangalore hat und von einem kühlen Lüftchen umweht
wird. Ein schöner Ausklang für einen erlebnisreichen Tag.